«Muss das sein? Hat doch bisher auch funktioniert.» – eine Reaktion, die einem wohl in jedem Change Prozess früher oder später begegnet.
Menschen mögen in der Regel Gewohnheiten. Handlungen, die durch regelmässige Wiederholung zustande kommen und wenig Nachdenken erfordern. Eine Veränderung, ein Change-Prozess, bedeutet eine Irritation dieser Gewohnheiten – bis sich schlussendlich (idealerweise) neue Gewohnheiten etablieren.
Dieser Change-Prozess benötigt Orientierung. Ein klarer «Nordstern», eine Vision, die den Mitarbeitenden die (neue) Richtung vorgibt. Dabei ist essenziell, dass die Vision nicht nur verständlich ist, sondern auch effektiv und regelmässig kommuniziert wird.
Wir erleben in der Praxis regelmässig Fälle, in denen Teams oder Unternehmen zwar eine (Change-)Vision haben, die Mitarbeitenden diese aber entweder nicht verstehen oder erst gar nicht kennen.
Was tun, damit Mitarbeitende die Change-Vision kennen, verstehen und leben?
Die Change-Vision KENNEN
Ein hilfreicher Ansatz, damit jede:r die Change-Vision kennt, ist, Informationen zielgerichtet zu kaskadieren.
Schritt 1: Die Unternehmensleitung startet den Informationsfluss und teilt erste Informationen mit allen beteiligten Stakeholdern.
Schritt 2: Abteilungsleiter:innen kaskadieren Informationen innerhalb ihrer Abteilung.
Schritt 3: Teamleiter:innen kaskadieren Information innerhalb ihres Teams.
Wichtig: Es muss ein klarer Auftrag von einer Kaskadierungsebene zur nächsten erfolgen (welche Informationen fliessen wo, wie und wann?). Es ist essenziell Kommunikationskanäle zu wählen, die für das Unternehmen/Abteilung/Team funktionieren. Das kann für eine Abteilung ein Newsletter-Format sein, für eine andere ein physisches Meeting.
Die Change-Vision VERSTEHEN
Nachdem alle in Kenntnis gesetzt wurden, geht es im nächsten Schritt darum, die Change-Vision zu verstehen. Bewährte Tools sind Workshops, Kick-off-Veranstaltungen oder Q&A-Sessions, damit die Mitarbeitenden die Möglichkeit bekommen in den Dialog zu treten. Das hilft, um ein tieferes Verständnis aufzubauen, was die Veränderung für die Mitarbeitenden bedeutet und wie sie diese künftig umsetzen möchten.
Wichtig: Führungskräfte damit nicht alleine lassen. Nicht jede:r hat Erfahrung mit der Umsetzung von Workshops oder ähnlichen Formaten. Ein beispielhafter Ablauf, Richtlinien, Tipps zu Methoden oder eine externe Moderation können als Unterstützung dienen.
Die Change-Vision LEBEN
Kenntnis und Verständnis der Change-Vision schaffen die Basis, um ins Handeln zu kommen.
Ein möglicher nächster Schritt, z. B. nach einem Teamworkshop, ist eine Selbstreflexion zum eigenen Beitrag. Die folgenden Leitfragen können dabei Orientierung geben:
> Was bedeutet die Change-Vision für meine tägliche Arbeit konkret? Wie muss ich meinen Arbeitsprozess verändern, um die Vision zu realisieren?
> Welche meiner Stärken und Kompetenzen kann ich gezielt einbringen, um die Vision voranzutreiben?
> Welche Fähigkeiten muss ich noch entwickeln, um wirksamer zur Vision beizutragen?
Wichtig: Veränderung beginnt bei dir selbst. Führungskräfte sollten ebenso – oder allen voran – Teil der Veränderung sein und als Vorbild vorangehen. Entsprechend zentral ist es, in der Führungsrolle auch regelmässig zu reflektieren, was man selbst zur gewünschten Veränderung beiträgt, um das Zielbild zu erreichen.
SKGROUP Praxistipp
Mit der Cover Story zur Vision
Die «Cover Story» kann dich, dein Team oder dein Unternehmen bei der nächsten Formulierung einer motivierenden, handlungsanleitenden und verständlichen (Change-)Vision unterstützen. Der Zweck der Cover Story ist es, sich mental in die Zukunft zu versetzen, zum Zeitpunkt, bei dem die Vision, resp. die Veränderung umgesetzt sein soll – und eine Zeitung berichtet darüber.
Überlege dir hierzu folgende Fragen:
1: In welcher Zeitschrift ist die Story abgedruckt?
2: An welchem Datum wird die Story veröffentlicht?
3: Wie lautet die Überschrift der Story, die Titelseite?
4: Wie lauten die Überschriften der einzelnen Absätze – was wird über dich/euch berichtet?
5: Welche Bilder und Zitate ergänzen die Story?
Alternativ kannst du auch einen Brief an dich selbst verfassen, um deine Vision/die gewünschte Veränderung zu manifestieren. Zum Beispiel ein Brief an dich für heute in einem Jahr, in dem du aufschreibst wo du dich zu diesem Zeitpunkt siehst, womit du dich beschäftigst, was du erreicht hast etc. Funktioniert auch aus Sicht eines Teams/Unternehmens.
PS: Websites wie FutureMe schicken dir deinen Brief an dich selbst zum ausgewählten Zeitpunkt in der Zukunft zu.